Lebendiges Dorfleben
Das Zusammenleben und Feiern hat sich im Laufe der Zeit, wie alles andere auch, stark verändert. So war es den Dienstboten laut Dienstbotenverordnung aus dem Jahre 1781 noch im 19. Jh. nicht erlaubt, ohne Erlaubnis der Dienstherren an Tanzmusiken und Hochzeiten teilzunehmen.
Es wurde also streng darauf geachtet, dass nur wer auch etwas Besitz hatte die Möglichkeit bekam, eine Familie zu gründen.
Damit aber auch Dienstboten zu ihrem Recht kamen, gab es den "nicht öffentlichen" Hoagarten in der guten Stube, bei dem jedoch zumindest die weiblichen Dienstboten von der Bäuerin beaufsichtigt wurden. Das war auch in unserer Gegend so und galt bis nach dem 2. Weltkrieg.
In den 50er Jahren wurde in Martinstödling viel gefeiert. In jüngster Zeit haben die Grillfeste der Feuerwehr und die Theatergruppe regen Zulauf zu verzeichnen.
Die Faschingsumzüge, die eigentlich im Volksmund Faschingsgaudi hießen, lockten viele Gäste nach Martinstödling. Die Aufstellung des Zuges erfolgte in Hinterskirchen, um noch nicht zuviel zu verraten. Dann setzte sich der Zug in Richtung Wirtshaus in Bewegung. Unterwegs wurde der Zug von den Besuchern mit Beifall begleitet. Dabei wurde manchem erst klar, was die Wägen darstellten. Denn nicht alles waren Märchendarstellungen. Einige Zugteilnehmer kamen durchaus mit der Absicht, jemanden wegen eines Missgeschickes oder auch dämlichen Verhaltens ein letztes Mal vorzuführen, bevor die Sache endgültig begraben wurde. Das nannte man dann "ausspielen".
Bevor der Wirtshof erreicht war, fanden in dessen Viehweide oft noch Einlagen wie Hunde- und Altweiberrennen oder Sackhüpfen statt. Der Höhepunkt einer Faschingsgaudi war natürlich eine Faschingshochzeit, bei der die Rollen vertauscht wurden. Faschingshochzeiten gab es in Martinstödling im Laufe der Jahre mehrere, sie hatten immer regen Zulauf.
Eine neue Art des Dorffaschings, der nun im Vereinsheim des Feuerwehrhauses stattfindet, ist so eine Art Büttenrede, die man aus dem Fernsehen kennt. Hier hat sich in besonderer Weise der leider viel zu früh verstorbene Otto Lindworsky verdient gemacht, indem er wortgewaltig und zielsicher den Leuten auf die Zehen trat, was mitunter bei den Angesprochenen zu Verstimmungen führte.
Martinstödling - Lage
Martinstödling liegt im auslaufenden Hügelland des unteren Rottals, im Steinbachtal, das sich zum Vilstal öffnet, in der Nähe der früheren Siedlungen Aidenbach und Beutelsbach. Es liegt am nordöstlichen Rand der Gemeinde Egglham im Landkreis Rottal-Inn und grenzt an die Verwaltungsgemeinschaft Aidenbach/Beutelsbach, die bereits zum Landkreis Passau gehört.
Martinstödling liegt im Klosterwinkel am Rande der "Bayerischen Toskana" - ein neuer aber zutreffender Vergleich, der wegen des milden Klimas und der ähnlichen Topographie zutreffender nicht sein könnte.
Das war aber nicht immer so: Vor 300 Jahren, im Winter 1708/1709 wird von beispiellosem Frost und sibirischer, lang anhaltender Kälte bis zu 30 Minusgraden berichtet, die die Wölfe aus den fernen Osten zu uns trieb und in ganz Europa eine anhaltende Hungersnot auslöste.
Aus geologischer Sicht liegt das gesamte Rottal auf einem mächtigen Molasseschild, der von den Alpen bis zur Donau reicht und bis vor ca. 150 Millionen Jahren noch ein Ozean war. Zeugnisse aus dieser Zeit sind aus der Gegend um Ortenburg bekannt.
Die Erstbesiedelung von Martinstödling ist sicher auf die Nähe zu Aidenbach und der Säkularpfarrei Beutelsbach zurückzuführen.